harmlos
frei von qual und schon gar nicht selbst ein quäler
liebreiz
der flüchtige akzent der anmut
zweckfrei, beliebig, gleichgültig, zufällig, belanglos
was als eine absteigende klimax – z.b. künstlerischen unvermögens – gelesen werden kann, ist auch ein abenteurer-kanon von stärke und freiheit und darüber hinaus aufsteigende klimax, eine ins transzendente erhebende meditation
areal
weder real noch irreal, sowohl real als auch irreal
Liste aus dem Werkbestand: …
… aber Bestehen ist eine sehr unsichere Befindlichkeit. In Bezug auf meine Werke kenne ich nicht wirklich Vergangenheit. Sie wirken und wirken, Präsenzen, die mich durchdringen und weitertreiben – Risiko Gegenwärtigkeit. Man könnte meinen, mein Werk sei ein höchst eigenständiges, eigenwilliges Pflänzchen (mehr als ich selbst), wenn da nicht jene große Form wäre, unsichtbar, sogar unmerklich, an der es sich kaum ahnend abtastet, die es rankend, zeichnend überzieht, an der eigenen Form jene unerreichbare ablesend. Tatsächlich ist dort alles Oberfläche, viel mehr Topographie als Zeit.
)am Leeren unmittelbar anschließend:
Teaser, zu den Links, ein paar Dokuphotos
durchsichtig und auch undurchsichtig
(kurze Version) (Bilddoku) (Vollversion, pdf 6.5MB)
golem-Anlage, „Und wieder macht das Herz den einsamen Jäger.“
(Kurzbeschreibung) (Stoffsammlung, pdf 92KB-anwachsend) (Bilddoku)
Kontinentaldrift Mittelmeer
(kurze Hinführung) (Vollversion, pdf 6,5MB)
Planet X — Der zehnte Planet
(kurze Version) (Vollversion, pdf 8,7MB)
Promenadenkonzert — Renovierte Differenzen
(kurze Hinführung) (Ablauf der Handlung, pdf 1,2MB) (Beiheft, pdf 6,4MB)
Seismographen Projekt [MS Stubnitz]
(zu den Links) (schon mal ein paar Photos, pdf 7MB)
Suprafluide Meditaktion [Peschka/Erdmann]
(Teaser) (Programm, pdf 65KB) (Darstellung, langer Tropfentext, pdf 1,4MB)
Text startet manchmal im „weiß“; Start-tag ist „NaCl„. Bewegen im Text wie auch sonst mit Lesezeichenleiste und Maushand; Menu = Rechtsklick.
Vivarium für Seejungfrauen
(kurze Version) (Vollversion, pdf 16 MB)
Zwei Versalzungsanlagen
Im Acrobat Reader, (ab Version 7) das Lesezeichenregister bietet ’ne Art Inhaltsverzeichnis, rechte Maustaste u.a. Zoom-Werkzeug, mit der Maushand lesetempogerecht vor und zurück. Einige Dokumente sind sowohl auf 4:3 als auch auf 16:10 Monitore optimiert; siehe im jeweiligen Dokument bei den Lesezeichen.
durchsichtig und auch undurchsichtig
Fatales Schmiegen ist eine Weise, wie Differenz erfahrbar werden kann und sich unterschwellig beunruhigend entfaltet. Es zeigen sich Irritationen, da ich einerseits tu, was von mir erwartet wird, und zugleich eben doch nicht. Der Eisberg unter der Oberfläche knirscht leise, er ist riesig. Alles ist stimmig. Alles fordert Ignoranz heraus.
Ich zeige ungekünstelte Photos von der alten Windschutzwand in meinem Garten zuhause und vom Ausstellungsbereich, Fluren und Treppenhaus, den das Lichtenauer Rathaus der Kunst bietet.
Und dann geht es,
so sagte ich leichthin
eröffnend den Gästen,
darum, ob das Rathaus
die Kunst versteht,
ob das Rathaus versteht,
was es im Treppenhaus
tut.
Schweigend.
Und ich, wieder leichthin,
sei es mal umgekehrt an-
gegangen: Ob nun die Kunst
das Rathaus ver-
stehe.
Oh nein, keine Soziologie.
Die Art, wie ich dort sein würde, müßte
ausreichen. Und nicht ein
Avantgarde-Signal setzen.
Sensibel sind die unmerklichen
Einflüsse. Ich will das Rathaus,
so, wie es ist. Nicht mal extra
aufgeräumt, nichts arrangiert
über die alltäglichen Arrangements
hinaus, zwischen deren Resultaten ich
nun arbeiten würde. Leise.
Die Mohnblütendekormalerei war nun weg.
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Zwei Versalzungsanlagen
Ein Salzkriechprozess ist langsam, sehr langsam. Er braucht Zeit. Ausstellungen flattern dagegen so schnell über die Wände, daß im Resultat beinah schon wieder nackte Wand zu resümieren ist, … ein leicht buntes Flimmern, ein auratischer Glanz verschwimmend, schwindend … Kunst viel leicht jeden falls trans parent quasi un sichtbar.
Es gehörte zu den erstaunlichen Fähigkeiten des Weltbekannt e.V. Hamburg, mutig, daß er tatsächlich 3 Monate für eine Ausstellung zur Verfügung stellte, in der ultralangsame Materialeigenaktivitäten Zeit bekamen. Ich war an Christel Burmeier herangetreten ob der Ausstellung meiner Salzkriechperformances in den Vitrinen des Vereins in den U-Bahnhöfen am Hamburger Hauptbahnhof. Der Verein nahm sich des Vorhabens an, Christel Burmeier übernahm die kuratorische Betreuung, holte Tonia Kudrass und Thomas Stordel mit je eigenen Beiträgen ins Projekt und unter dem gemeinsamen Titel „VEXAT“ begannen über den Jahreswechsel 1991 hinweg drei Monate ultralangsamer Beweglichkeit. (mehr …)
Es gab eine Begleitveröffentlichung zum Vexatprojekt, eine kleine Kassette (A6) mit Beiträgen der beteiligten Künstler: „space pilot 11 – 1 bis 3″, Weltbekannt e.V., 1991. Hier finden Sie meinen Beitrag. (pdf 2MB)
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Vivarium für Seejungfrauen
Konzept anläßlich einer Ausstellung … „Dreiundsechzig auf einen Streich: Märchenhaftes, Sagenhaftes und Fabelhaftes aus der Kunstakademie Münster – Klasse Ulrichs“, 1993 im Märchenmuseum Bad Oeynhausen. Tribut von Meisterschüler an Meister, dem Ruf folgend, verwickelte ich mich in die Idee eines Museums für Märchen. Das roch nach Enge, Märchen in der Kur-und Kleinststadt, Süßliches, fatale Romantik, heruntergekommene Mythen, und dann noch 63 Künstler auf einen Anlaß getrimmt – bah, wie mich „Anlässe“ anwidern – und wahrscheinlich kein Budget. Unentgeldlich arbeiten, die transportablen Kleinigkeiten also sind gefragt, eine angemessene Aktion oder Installation dürfte kaum zu verwirklichen sein. Nun also wenigstens Konzept – ist ja nicht das erste Mal, daß der Plan für die Ausführung stehen muß, … wenn man schon vorher weiß, daß mit eine Realisation nicht rechen sein wird —
Und könnt’ ich ein Märchen ins Zentrum stellen? Doch. Was Scheinauthentisches, Künstliches, Bildungsbürgerliches, Pädagogisches, etwas nehmen, worin sich Märchenseligkeit kumuliert um, um sie drüberhinauszuschicken. Wen? Die kleine Seejungfrau. Andersen. Diese Hoffnung auf anderes Sein.
Und dann ist es doch ganz gut gelaufen. Aus dem Konzept wurde inzwischen sogar eines meiner Bücher. (siehe shop)
Hier das Ur-Material als pdf-Dokument (16MB)
Abgebildet (scan) ist eine Originalschrift. Die Raster lassen sich nicht wirklich reproduzieren, im Druck nicht, schon gar nicht am Bildschirm (witzige Interferenzmuster je nach Monitor). Tja. Es ist ein schönes, langsam gilbendes Original, der Klebstoff fängt an durchzuschlagen. Sehr schön.
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Der zehnte Planet
Ein Rollenspiel Wissenschaft gepaart mit einer starken, typischen Frustration: eine erhoffte, nein stärker, eine errechnete Entdeckung bleibt aus.
Immer wieder hat die Astronomie aus Bahnunregelmäßigkeiten der bekannten Planeten die verborgene Anwesenheit unbekannter Planeten errechnen können – triumphale Bestätigungen ihrer Methoden: über kurz generierten die Teleskope in Folge tatsächlich deren fahles Licht. Mathematik und Astronomie, Wissenschaftlichkeit und Astronomie waren sozusagen Synonyme.
Mich interessiert die Unregelmäßigkeit (das Unangepaßte und Nichtidentische aufzuheben), vielleicht entlarvt sich unser derart mathe-freundlich regelmäßig tickendes Sonnensystem eines Tages als ein lebensfeindlich durch die Schwerkraftschüssel torkelndes Ensemble. Und allein das Schmale der Zeitnische, in der wir leben, bewahrt uns Eintagsfliegen des Alls die Illusion von Verläßlichkeit und Regelmäßigkeit und Dauer. Irgendwann müssen wir hier weg.
Die erste Unregelmäßigkeit im Falle des Planeten X ist jedoch schon, daß dieser zehnte Planet, dessen Anwesenheit durchaus als berechnet gelten kann, nicht und nicht gefunden wird. Man sieht sich schon gezwungen, von ihm abzusehen, andere Hypothesen und Realisationen in Erwägung zu ziehen und wartet. Man hat eine Art Pause, diese tätige Untätigkeit, den Hohlraum im Körper der Forschung, um ein paar Zeichnungen Jagdmagie in die Höhlenwände zu kratzen. (mehr…)
Das Beiheft zur Ausstellung finden Sie hier (pdf 8,7MB).
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Promenadenkonzert
Performance
1940 — Das Fallbeil fällt auf den Nacken des Delinquenten zu | Schlag, es steckt fest, 5 cm über dem Hals.
Rituale sollen die Zeit anhalten, den Wechsel der Umstände beruhigen, die Geschichte verdinglichen. Der Unruhe letzter Rest windet sich zum Ring, Kanal, in dem sie immerwährend und verläßlich um&um, statt zu fließen steht.
Eine Guillotine wird eingesetzt. Ein innerer Mechanismus macht ihren Fall zufällig. Ein Senkblei jagt die Senkrechte hinunter. Durchschlägt es oder nicht? Unentscheidbarkeit. Halt! Im Augenblick des Auslösens, in der Spanne des Falles stockt die Zeit. In die Fallhöhe paßt ein Moment Ewigkeit. Dann kommt der Absturz oder nicht. Kein Hals unter dem Fall — da ist nur eine 2 mm dünne Glasscheibe, die Realität, das Horizontale, die Welt, der Ast auf dem ich, auf dem jeder hockt. Hin-gerichtet werden alle. Wohin gerichtet? Aus-gerichtet! Wann endlich ist ausgerichtet? Transreal, areal.
Promenadenkonzert, Konzert, bei dem das Publikum spaziert, sich ausbreitet, sich ausführt, promeniert, neugierig und allein um sich blickt und sich umhört, auch bisweilen Platz nimmt, da es sich unterhält und auch ansonsten seine Abwesenheit zur Schau stellt.
Promenadenkonzert, Konzert, bei dem der Künstler spaziert, sich ausbreitet, sich ausführt, promeniert, neugierig und allein um sich blickt und sich umhört, auch bisweilen Platz nimmt, da er sich unterhält und auch ansonsten seine Abwesenheit zur Schau stellt.
1. Beiheft zur Performance, Konzeptdarstellung (pdf 6,5MB)
Das Heft faßte ich damals nicht bloß als Programm oder Dokumentation auf sondern als eigenständige Performance, die fünfte Vorführung:
Das Heft selbst ist jene 5. Vorführung.
Weniger mächtig, könnte man meinen, aber der Mangel an unmittelbarem Thrill gegenüber der Live-Hinrichtung wird durch Einflössen einer unbekömmlichen Latenz an alle Besucher nicht nur wettgemacht, sondern sogar virulenter. Das Glas der Struktur die Kehle runter, die Nerven hoch. Man merkt es nicht.
Von allen Seiten strömen die Leute, am Ende geht es darum, die Realität zu exekutieren …
2. Zeitlinie der Performance in Bild und Text, Graue Linie (pdf 1,2MB)
Photos und Texte in der Reihenfolge des Ablaufes.
3. Phototafel: die Objekte, die Situation (pdf 1,5MB)
Photos der Gegenstände und der Anordnung, Anmerkungen.
4. Partiturliste pur (pdf 100KB)
Im Beiheft, auf den Innenseiten des Umschlages, findet sich die Partitur der Performance in Form einer eng und absatzlos gesetzten Checkliste. Hier als Tabelle.
5. Aufsatz „Verdinglichung“ (pdf 60KB)
Herausnahme aus dem Heft.
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Suprafluide Meditaktion
Performance
Andreas Peschka & Helmut W. Erdmann
„Wie Musik.“ Als entmaterialisierte die Konzeptkunst ihre Gegenstände nicht – oder anders, machte sie diese nicht auf analoge Weise allgemein, konkret, offen … …?
Das Hören in Sehen verwandeln —
nicht das, die reine
Das Ungesonderte – die Komplexität pur, das Schwirren der Aufmerksamkeit, Zitate, die Komplexität ganzer Gattungen zitieren, einrühren in die Mischung, Erklärungen und Erklärungen von Erklärungen … Suprakomplexspiele erzeugen endlich wieder: Homogenität.
Reinheit als Mittel, den einzelnen Kanälen eine Kapazität antrainieren, die sonst alle zusammen haben.
Den Erwartungen nicht entsprechen, den Qulitätsanforderungen nicht entsprechen — sonst halten die dies für
Rauschreduzierung andererseits.
Eine Leiter aufstellen.
Ein schlichter Vorgang, bis man ihn zerlegt: ihn dann wieder zusammensetzen, aus gesonderten Aufmerksamkeiten, unmöglich (? – nein, es entsteht reine rührende Mulitplikation, alles mit allem mehrmals, …
Live Elektronik, die Erweiterung der musikalischen Möglichkeiten, die in der isolierten Virtuosität gefangen sind. Tentakelnde Peripherien: vielleicht ist es aber auch nur das Gefängnis selbst, was zu tentakeln unternimmt? Raumschiffamöbe.
Der Solist, die Erweiterung
Der Solist, die Eingrenzung
Wenn das Klangmaterial in jener Weise enorm wächst, wenn jeder Klang artifiziell erzeugt werden kann, wenn jede Entscheidung angesichts der anbrandenden Möglichkeiten instabil wird, wenn nicht wirklich zu begründen ist, warum welche Regeln, Filter, Auswahlen getroffen bzw ausgelassen werden:
Anarchie, Freiheit, „Das Meer des nie Geahnten, auf das die revoliutionären Kunstbewegungen um 1910 sich hinauswagten, hat nicht das verhießene abenteuerliche Glück beschieden. Stattdessen hat der damals ausgelöste Prozeß die Kategorien angefressen, in deren Namen er begonnen wurde.“ (Adorno, Ästhetische Theorie, erste Seite) Nee, nee, tja ja, der Brei des Angefressenen, mehr oder weniger verdauten ist Meer und Material und Labor und Evolution und Realität. Wurde zu der Zeit geschaffen. Wieder mal. Ist Wirklichkeit. Muß man befahren …
Am Strand Komplexitäten surfen.
Strukturen zucken zeitweilig wie Blitze über’s Weltmeer hin. Manche sehr langsam, scheinhaft leuchtend stabil, noch.
Auf derzeitigem Stand auf die Anfänge und Anlagen zurückkommen.
Performance.
1.) Langer „Tropfen-„Text, stellt Materialien zur Reflexion zur Verfügung (pdf 1,4MB)
Dieser dicht ausgearbeitete Text entsteht derzeit. 30.5.2011 – doch schon fertig: Ich beginne diese Tropfentexte >aus dem Höhlen- und Blogsystem, aus dem Netzwerk< zu lieben. Wort-Stalagtiten, die langsam die Welträume und Sinnträume mit jenem eigenartigen Sickern füllen, welches vielleicht Überlegungen, bestimmt aber Ablagerungen, Absonderungen sind. In diesem Text dreispaltig. Der Text wird sich weiter verändern, nicht so stümisch wie in der letzten Zeit, aber doch … wann hört schon was auf zu entstehen?
2.) Das Programm zur Performance (pdf 64KB)
Tatsächlich es gibt ein Programm. Ein Ablaufplan (hört sich das nicht echt flüssig an) ist festgelegt (aber doch, daß es doch da ist, wenn es zur Aufführung kommt). Das Publikum soll sich orientieren. Und kommt dann auch zur Aufführung. Erwartungen werden erfüllt oder nicht. Die Idee einer völlig freien Improvisation ist ein Problem.
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Seismographen
Installation auf dem Motorschiff „Stubnitz“
Der erste Vorschlag hätte das Schiff zerstört. (pdf 250kb) Es brauchte also zwei Vorschläge. Mit dem zweiten wurde ich akzeptiert. Es begann eine mehrjährige Phase von Konzeptentwicklung, Anreicherung und Realisation, in welcher die Besatzung Unglaubliches leistete, nicht nur für mein Projekt, sondern an Existenzkampf. Meine Anliegen ergaben auch nur ein kleines Moment in der Geschichte des Schiffes. Endlich wurde die erkämpfte Installation in Brüssel – Kulturhauptstadt Europas 2002 – für die Öffentlichkeit freigegeben. Die gesamte Installation habe ich der Stubnitz als Dauerleihgabe überlassen.
1) Einige Bilder von Installation und Eröffnung (pdf 7MB)
2) 230 A6-Graphiken Konzeptschrift (pdf 31MB)
3) Link auf die offizielle Webseite der Stubnitz
4) Die Konzeptschrift (s.o. Nr.2) zum leichteren Herunterladen unterteilt:
4.1) t-17 4.2) 18-42 4.3) 43-71 4.4) 72-92 4.5) 93-116 4.6) 118-136 4.7) 137-149 4.8) 150-160 4.9) 161-168 4.10) 196-174 4.11) 175-179 4.12) 180-185 4.13) 186-193 4.14) 194-200 4.15) 201-230
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Kontinentaldrift Mittelmeer
Vortrag in der Hochschule für bildende Künste Hamburg
Gerade mit meinem Kajak von einem Ausflug auf die Ostsee zurückgekehrt und vom Ufer aus über die weite Wasserfläche zurückblickend, ergab sich ein seltsames Erlebnis, da von hinten kommend – eine Gruppe in voller Ausrüstung im Gänsemarsch – etliche Taucher an mir vorbei ins Wasser strebten, mit der Neigung des Strandes abwärts zogen, bis endlich auch die Köpfe unter Wasser verschwunden waren und nichts zurückließen, als einige auslaufende Wellenkringel, an deren Stelle mit gleicher Selbstverständlichkeit drei andere Tauchergestalten in Neopren und Ausrüstung auftauchten und mir entgegen, an mir vorbei zogen, um in einem Gebäude der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft zu verschwinden. Ich verblieb einigermaßen baff. Dieser so schlicht und nebenbei vollzogene Grenzverkehr erweckte in mir die komische Vorstellung, als sei ich zufällig Zeuge der Existenz einer verborgenen Parallelwelt, so als würden dort, prinzipiell außer Sicht, Tauchergestalten die Menge unter Wasser unbekannten Beschäftigungen nachgehen, hunderte, über die ich die letzen Tage hinweggeglitten war, und die sogar mit dem Lande in ganz gewöhnlichem Verkehr standen, während sie wegen ihres lapidaren Verhaltens für unsereinen normalerweise unter der Bewußtseinsschwelle und folglich unentdeckt blieben. Und dann noch die geradezu traumhafte Verquickung mit der Gesellschaft der Lebensretter. War ich die ganze Zeit in den Wellen und Winden dort draußen von Neoprenschutzengeln beobachtet worden, ich und meine schlanke Nußschale und unter mir unsichtbar die TAUCHER bereit mich jederzeit delphingleich aufzunehmen und an Land zu bringen, falls ich scheitern sollte?
Hier geht es zur Vollversion Vortrag/Konzept/Performance (pdf 6,5MB)
Lit.: Das Mittelmeer war eine Wüste! – K.J.Hsü
Heben Sie das Wasser aus dem Mittelmeer, den ganzen klaren Wasserkörper über sein Gefäß. Ein gigantisches, bizarres Volumen, zwei mal. Der gigantische Wasserkörper voller Strömungen und Leben und Licht — und die ungeheure Schlucht, das Relief ihrer Landschaften, es gibt Ebenen und Gebirge dort unten, Senken, Täler und am Rand diese steilen, kilometerhohen Cañònwände an deren schroffen Rand Sie gerade stehen, ohne sich dessen bewußt zu sein. Der Wasserkörper wird Ihnen verdunsten, alle enthaltenen Feststoffe fallen der Schlucht zu, und dies Gedankenspiel wird Ihnen absurd vorkommen. Dann aber vielleicht nicht mehr völlig absurd, wenn ich Ihnen sage, daß tatsächlich dieses ganze Meer das ein oder andere Mal ganz ausgetrocknet dagelegen ist. Noch dazu steht eine erneute Austrocknung in geologisch nicht gar zu ferner Zeit wieder bevor, weil sich Afrika und Europa im Drange der Kontinentaldrift aufeinander zu bewegen. Die Meerenge von Gibraltar wird sich folglich schließen, der Zufluß aus dem Atlantik wird abgeriegelt, die paar Flüsse die das Mittelmeer erreichen (und das werden immer weniger sein) werden keinesfalls ausreichen, die Verdunstung auszugleichen. Als letztes wird der gigantische Wasserfall des Nils versiegen.
Und fertig ist die Wüste. Eine reale, realistische, aber imaginäre Plastik. Kunst und Wissenschaft. vor allem aber sind Sie selbst an dieser Plastik nicht unbeteiligt, da, wenn Sie meinen Worten folgen konnten, es Ihre eigene Imagination war, die aus unterschiedlichem Material und mit unterschiedlichen Mitteln die im Text komplex angelegte Plastik ausgeführt haben, soweit es ging, erstmal. Der Vortrag, „Kontinentaldrift Mittelmeer“, kümmert sich um die Schaffensbedingungen solch plastischen Schaffens und gibt mit Kontinentaldrift und Mittelmeer ein schon recht weit ausgeführtes Beispiel.
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)am Leeren unmittelbar anschließend:
Installation in der Ruine der Künste Berlin.
Berg, Tal.
Eine Pumpleistung.
Hier, das Kartenwerk!
Es gibt diverse nicht einmal in sich fehlerfreie Nummerierungen, Zahlenreihen, Versuche die Karteikarten zu listen und in eine Paginierung zu bringen. Zwischen den Karten passiert zu viel. Ich denke an die Pausen zwischen den Zahlen, an die Pausen zwischen den Karten, Pausen, die leer sind – anders als die oft dicht und bis an den Rand beschriebenen Karten – in denen Möglichkeiten fluktuieren und nicht mal zu irgendeiner Realisation kommen, nur virtuell da – genau wie die Karten, die zwischen den Leerstellen nur da zu sein scheinen. Auch intern fallen sie auseinander.
Hat es nicht etwas Verkehrtes, von der Kunst aus, also zwangsläufig produzierend, notwendig Sein um Sein schaffend, die Leere zu erkunden — und sie füllend zu negieren?
Verglühen, verströmen. Ver-, ver-
Künstler als Agenten der ins Sein berstenden Dinge? Und wäre auch die Leere selbst ein Ding?
Wie sollen wir Künstler über die Leere handeln? Welch ein Satz? Auseinandersetzen wäre auch so ein Wort. Die Differenz implizit. Die Leere als Gegenstand? Als Medium? Als Route? Über der Leere über die Leere. Während man eindringt, füllt man.
Mit ihr?
Dazu sind die Musen in Hesiods Theogonie da. Sie befördern ihn an den äußersten Rand, an den alleräußersten. So kommt er dorthin, so schafft er das Chaos als allererstes. „Zuallererst wahrlich entstand das Chaos!“ [Hesiod, Theogonie, Übers. Karl Albert, 1993] Weiter konnte er nicht gehen, nichts davor wäre auch nur irgend möglich zu sagen. Meiner Ansicht sagt der Anfang der Theogonie nicht, das Chaos sei aus einem noch weiter entlegenen Voranfang heraus entstanden/geschaffen. Gemeinsam mit den Musen setzt Hesiod das Chaos als den Anfang seiner Erzählung. Ein Akt der Setzung. Bevor er in seine Erzählung springt. Auf das Chaos zu verweisen also reicht. Diesseits spannt man sich bereits im Gebiet der Möglichkeiten und ästelnden Differenzen aus dem Nichts. Asten dann im zweiten Buch, „Werke und Tage“.
Die Leere der Physik, wellende Formgebirge. Bergen.
Die Links zu den Dokumenten:
>> PDF-Dateien, im Dokument manövriert man mit Mausrad, Pfeiltasten oder mittels der Lesezeichen. Rechte Maustaste öffnet ein Menu mit weiteren Werkzeugen.
1) Ein paar Photos zur Dokumentation (7MB)
2) Der lange Text (36MB) besteht aus einem großen Vorspann; sodann Texten und Bildern, sozusagen dem gedanklichen Haushalt, Ökosystem des Projektes; sodann klaren Installationsanweisungen; Verhaltensvorschriften; Dokumentation und Auswertung/Nachbereitung; Nullkarten, Ende. – Der Kern des Konzeptes vielleicht im Brief ans DESY.
3) Der lange Text hier zum leichteren Herunterladen mit langsameren Web-Verbindungen unterteilt.
1_001-120 (7MB); 2_121-190 (7,5MB); 3_191-286 (9MB); 4_287-353 (7,5MB); 5_353-477 (8,5MB)
index
golem-Anlage –
„Und wieder macht das Herz den einsamen Jäger.“
Performinstallation im Golem Club Hamburg
Hineindeuten!
Weitherholen, die Spannweite der Allegorese, mediale Opaleszenz, Überdetermination als Stoff, Definition als Gestaltungswerkzeug, Sinnverdichtung & Sinnstreu — Andock-Kapazität und lose Enden passten hier aller dings.
Die Anlage verwandelt den Club, die Szene, die Kunst in ein Areal der Golem-Produktion.
Das Wort golem bezeichnet nicht nur Unfertiges, sondern sozusagen Vor-Vor-Fertiges, ein Feld unausgegorener, gärender Möglichkeiten. Luther übersetzt mit, „unbereitet“.
Rabbi Judah Löw (†1609 in Prag) formte Lehm von diesem Feld zu einem Knecht, den er für allerlei Aufgaben nutzte. Heute findet Golemproduktion autopoietisch statt. Es gilbt unterschiedliche, teils geheime Zutaten:
Ein williger Club.
Sicherheits-, Schonbehälter
Ein Salzkriechprozess
Die Wellness des Leibes
Gehirnthrill
Wärmeenergie
nackt karge Wahrheit
Die Krise des Zeit-Geistes
Das Unausgegorene der Geschichte
Zaubersprüche
Nächtliches
Helfer
Der Titel verweist auf ein Buch der amerikanischen Autorin Carson McCullers, „Das Herz ist ein einsamer Jäger“.
Der Salzkriechprozess entsteht durch die hydrophil/kapillare Kriechbewegung von Salzkrusten, bei der von einer gesättigten Lake aus eine amorph kristallisierende Schicht Salz aus dem Lakebehälter auskriecht, sich in der Umgebung ausbreitet und, was im Wege liegt, überwuchert.
Die Rotlichtlampen sind über Zeitschaltuhren gesteuert in unterschiedlicher Zusammenstellung aktiv.
Links: (Stoffsammlung, pdf 92KB-anwachsend) (Bilddoku)